JHWH – so lautet das Tetragramm in der hebräischen Bibel. Es bezeichnet den Gottesnamen, der unaussprechlich ist. Die Übersetzung des Tetragramms stellt tatsächlich eine zentrale theologische Herausforderung dar. Übersetzen es die meisten evangelischen Bibeln schlicht mit „HERR“, bietet das Hebräische eine viel größere Vielfalt an Begriffen: ha-schem, adonaj, elohim, jah – um nur einige zu nennen. Auch jüdisch-rabbinische Übersetzungen bedienen sich mit ha-schem, ha-makom oder DU und ER in Kapitälchen einer breiteren Palette.
Warum so konservativ?
Die neuste Bibelübersetzung, die BasisBibel hingegen übersetzt erstaunlich konservativ und verwendet im Text fast 7000 Mal HERR. Für eine Bibelübersetzung mit dem Anspruch, die moderne Bibel für alle, für Kinder und Jugendliche und vor allem für Erstleser zu sein ist dies mehr als überraschend. Insbesondere wo doch die BasisBibel an anderer Stelle die theologischen Forschungen bezüglich der Nennung von Frauen und Männern doch berücksichtigt. Das wirft Fragen auf und darf kontrovers diskutiert werden. Denn: Welches Gottesbild vermittelt die BasisBibel hier den Leser*innen – jungen wie alten? Wo bleibt die Fülle der biblischen Gottesbilder in der deutschen Übersetzung? Warum wurde nicht die Chance genutzt, die Vielfalt auch darzustellen? Diese Kontroverse greifen die Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. mit der Evangelischen Akademie zu Berlin und der Universität Oldenburg in einer zweiteiligen Zoom-Veranstaltung auf.
Was die Bibelwissenschaft sagt
Der erste Teil widmet sich dem bibelwissenschaftlichem Blickpunkt und beleuchtet dieses „Herzstück der Theologie“ die Übersetzung des Tetragramms. Es werden Argumente für die verschiedenen Annäherungen an das Tetragramm gezeigt. So soll deutlich werden, warum sich die Herausgeber*innen der BasisBibel für die Übersetzung „HERR“ entschieden haben und worin die Kritik an diesem Weg besteht. Es wird auch Platz sein für die Frage, wie das Tetragramm klar, prägnant, verständlich und geschlechtergerecht übersetzt und wie die Vielfalt des Hebräischen auch im Deutschen dargestellt werden kann.
Dazu diskutieren:
Prof. Dr. Egbert Ballhorn, Katholische Theologie Altes Testament, TU Dortmund
Dr. Christoph Rösel, Deutsche Bibelgesellschaft
Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg, Jüdische Gemeinde Hameln
Prof. Dr. Claudia Janssen, Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
Prof. Dr. Andreas Krebs, Universität Bonn
Termin für den ersten Teil: 27. April 2022 von 18.00-20.00 Uhr.
Infos und Anmeldung: über die Evangelische Akademie zu Berlin: https://t1p.de/7000xHerr
Wie Gottesbilder uns beeinflussen
Der zweite Teil der Veranstaltung am 13. Juni 2022 geht dann systematischen und praktisch-theologischen Gesichtspunkten nach. Wir wollen wissen, wie diese Bilder unseren Glauben, die Wahrnehmung der Welt, von Menschen und von Geschlecht beeinflussen. Wir schauen auf die Gemeinden und welche Gottesbilder dort verwendet werden und diskutieren ob Bibelübersetzungen wie die BasisBibel hier Einfluss nehmen, Traditionen verfestigen oder Wandel vorantreiben können. Und wir fragen auch danach, was welche Rolle die verschiedenen Gottesnamen in der Predigtlehre spielen.
In diesem Teil der Veranstaltung diskutieren:
Prof. Dr. Alexander Deeg, Praktische Theologie, Universität Leipzig
Dr. Dominik Gautier, Systematische Theologie, Institut für Ev. Theologie und Religionspädagogik, Universität Oldenburg
Dr. Annette Jantzen, angefragt
Dr. Antje Schrupp, Theologin, Journalistin, Frankfurt a.M.
Moderation:
Dr. Eske Wollrad, Evangelisches Zentrum Frauen und Männer
Für den zweiten Teil ist die Anmeldung in Kürze auf dieser Website möglich