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Exodus der Männer

„Männer treten eher aus der Kirche aus als Frauen“, kommentiert Pfr. Gerd Kiefer, Vorsitzender der Männerarbeit der EKD, die aktuell von der katholischen und evangelischen Kirche veröffentlichten Zahlen über den Anstieg der Kirchenaustritte. Unter den 25-39-Jährigen hätten 2017 neben 81 Tausend Frauen 113 Tausend Männer den Kirchen den Rücken gekehrt. „Das sollte der evangelischen Kirche in Deutschland echte Sorge bereiten. Sie muss sich fragen, ob oder warum Männer ihre Anliegen in der Kirche zu wenig vertreten sehen.“ Die Zahl männlicher Kirchenmitglieder sei ohnehin insgesamt niedriger, zugleich trügen sie angesichts der ungleichen Einkommensverhältnisse zwischen den Geschlechtern zum größeren Teil des Kirchensteueraufkommens bei.

Martin Rosowski, Geschäftsführer des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer, ist überzeugt: „Wir wissen, dass Männer jeweils auf spezifische Weise angesprochen und erreicht werden können. Gerade in den Lebensphasen ist die Austrittswilligkeit am höchsten, in denen Männer in den Beruf einsteigen oder wenn sie eine Familie gründen. Aber genau in solchen biographischen Umbrüchen haben wir Ihnen auch etwas zu bieten.“ So erhielten etwa Events und Freizeiten für Väter und Kinder großen Zulauf. „Absolut entscheidend ist dabei, ob die kirchlichen Ressourcen in der Männerarbeit der Landeskirchen dafür auch bereitgestellt werden“, betont Martin Rosowski. „Wir benötigen in dieser Situation theologische und gesellschaftspolitische Kompetenzen, wie wir sie im Ev. Zentrum Frauen und Männer vorhalten, um den Menschen in ihren vielfältigen Lebenssituationen gerecht zu werden.“ So betreffe etwa die Vereinbarkeit von Familien und Beruf gerade auch Männer. „Und sowohl individuelle Lebensentwürfe wie auch unsere tradierte Art, zu wirtschaften und Arbeit zu organisieren, sind immer noch stark mit stereotypen Geschlechtervorstellungen verknüpft. Diese Zusammenhänge zu verändern, ist ein wichtiger kirchlicher Dienst für Männer.“

Kirchliches Leben wiederum profitiere von den Formen für Gottesdienste und Spiritualität, in denen sich Männer wiederfänden und die in den landeskirchlichen Einrichtungen für Männerarbeit entwickelt würden. „Männer für die Kirche zu gewinnen, das geht“, erklärt Gerd Kiefer, „wenn sich die Kirche bewusst und auf Augenhöhe auf ihre Fragen einlässt.“