Was ist geschlechterbewusste Theologie? Ein Fernstudiengang soll darauf Antworten geben und einen Einstieg in die Geschichte und die Grundlagenfragen der geschlechterbewussten Theologien ermöglichen.
Geschlecht hat Bedeutung für Theologien
Sie werden als Bewegung von Frauen und Männern in ganz unterschiedlichen Kontexten vorgestellt. Zugleich wird eine Wissenschaft kennengelernt, die sich dem Feminismus und der Geschlechterkritik ebenso wie der Theologie als religiöser Tradition verpflichtet fühlt.
Geschlechterbewusste Theologien haben eine Geschichte. Eine wichtige Tradition, auf die sie aufbauen, sind die Feministischen Theologien, die Feminismus und Theologie miteinander ins Gespräch gebracht haben.
Ihr Ziel ist es, in der Theologie und in der christlichen Tradition Orte zu öffnen, an denen sich Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht zu Hause fühlen können. Es geht darum herauszufinden und sichtbar zu machen, welche Bedeutung das Geschlecht – im soziologischen Sprachgebrauch Gender – mit all seinen sozialen und gesellschaftlichen Facetten für die theologische Reflexion hat.
Feministische Theologien weitergeführt
Dieses Anliegen war zu Beginn stark von Frauen getragen, die sich der Frauenbewegung zugehörig fühlten. Aus diesem Kontext heraus prägten sie den Begriff Feministische Theologie. Heute von „geschlechterbewussten Theologien“ zu sprechen, macht deutlich, dass es mit dieser Genderorientierung um mehr geht als die Rechte und die Stimmen der Frauen in der Theologie. Neben feministischen Fragen widmen sich die geschlechterbewussten Theologien auch dem Rassismus, interreligiösen Dialogen oder Queer-Theologien – und sie machen das in der Tradition und auf der Basis zentraler Forschungsergebnisse Feministischer Theolog_innen. Eine geschlechterbewusste Perspektive verändert die Theologie, aber sie macht den politischen Begriff des Feminismus nicht überflüssig.
Die Studienbriefe des Fernstudiums sprechen von geschlechterbewussten Theologien im Plural, da die geschlechtlich geprägten Erfahrungen, die Menschen machen, unterschiedlich und vielfältig sind. Eine Zuordnung von Kategorien wie „männlich“ oder „weiblich“ werden wir dabei möglichst vermieden, denn schon diese schränken die Wahrnehmung ein und gelten den kritischen Gender-Theorien zufolge als Konstruktionen einer Zweigeschlechtlichkeit, die es so nicht gibt. Was damit genau gemeint ist und wie Sie das verstehen können, auch das wird erörtert.
Die Studienbriefe
Die Materialien des Fernstudiums bilden sieben Studienbriefe:
- Der Studienbrief Aufbrüche Kontexte Grundlagen führt in die Grundlagen geschlechterbewusster Theologien ein: ihre Entstehung, Grundbegriffe, Grundsätze und Themenfelder.
- Der Studienbrief Bibel führt in die Methoden geschlechterbewusster Bibelauslegungen und ihre wichtigsten Ergebnisse ein.
- Der Studienbrief Kirche zeichnet die Entwicklungen geschlechterbewusster Ekklesiologien nach und fragt nach den biblischen Ursprüngen der Kirche. Zugleich bietet er exemplarisch Einblicke in die Kirchengeschichte.
- Der Studienbrief Christus Jesus bietet verschiedene Deutungen von Jesus von Nazareth. Er zeigt, dass sich die Menschen in seiner Nachfolge als Gemeinschaft von Gleichgestellten verstanden haben. Zugleich bietet er eine Einführung in geschlechterbewusste Christologien.
- Der Studienbrief Gott erforscht geschlechterbewusste Zugänge zu Gottesbildern in der Bibel und Gegenwart.
- Der Studienbrief Spiritualität will Orientierung im weiten Feld der Spiritualität bieten und untersucht Ausdrucksformen feministisch-theologischer und geschlechterbewusster Spiritualität in Theorie und Praxis.
- Der Studienbrief Ethik führt in die Grundlagen geschlechterbewusster Ethik ein und konkretisiert diese in den Anwendungsfeldern Bioethik und anderen gesellschaftlich relevanten Themen wie Care, Wirtschaft, Krieg und Frieden, Klimawandel und Konsum.
Neben einführenden und interpretierenden Texten enthalten alle Studienbriefe zahlreiche Originaltexte. Eingefügt sind Bearbeitungsaufgaben, die die Studierenden darin unterstützen sollen, das Gelesene zu verstehen, einzuordnen und weiterzudenken. Die jeweiligen Themen werden unter aktuellen und erfahrungsnahen Fragestellungen so präsentiert, dass sie zunächst im Eigenstudium zu Hause bearbeitet, in Tutoriumsgruppen diskutiert und abschließend im Direktkurs vertieft und perspektivisch erweitert werden können.
Studiengänge
Das Fernstudium „Theologie geschlechterbewusst“ ist offen für alle Interessierte.
Die Durchführung geschieht jeweils in Einrichtungen für landeskirchliche Frauen-/Männerarbeit bzw. der Erwachsenenbildung.
Z. B. ist ein Durchgang von Mai 2019 bis Oktober 2020 geplant im Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Kontakt: Pfarrerin Anne Heckel (Frauenreferat), anne.heckel@kircheundgesellschaft.de, Pfarrer Martin Treichel (Männerarbeit), martin.treichel@kircheundgesellschaft.de
In der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wird ein Studiengang für 2020/21 vorbereitet: https://akd-ekbo.de/frauenarbeit/fernstudium/